Konflikte und Streit betreffen nicht nur Staaten oder Individuen. Sie gehören ebenso zum Alltag von Organisationen – unabhängig davon, ob sie im Bildungsbereich, in der Umwelt- oder Menschenrechtsarbeit, im Gesundheitswesen oder in der Wirtschaft tätig sind. Doch gerade dort, wo moralisch aufgeladene Kommunikation eine zentrale Rolle spielt, wird Streit selten als integraler Bestandteil organisationaler Praxis verstanden. In Kirchen, religiösen Verbänden, Umwelt- oder Menschenrechtsorganisationen, aber auch in Unternehmen mit einem ausgeprägten Wertekodex – etwa zu Nachhaltigkeit oder Gleichstellung – gelten Harmonie, Einvernehmen und Geschlossenheit häufig als Ideal kommunikativen Handelns.
Aber das hat auch Schattenseiten: Dissens wird mitunter nicht ausgetragen, sondern verdrängt. Konflikte gelten als Störung, nicht als Ressource. Sie werden umgangen, stillgestellt oder in inoffizielle Räume verlagert – mitunter dort, wo sie unkontrolliert und destruktiv wirksam werden. Was aber passiert, wenn Widerspruch nicht nur geduldet, sondern als Teil organisationaler Entwicklung begriffen wird? Wie lässt sich eigentlich produktiv streiten?
Bei dem Symposium „Streit organisieren: Über das ‚Nein, aber!‘ in Organisationen“ an der Leibniz-Universität in Hannover kamen deshalb am 30.06. und 01.07. viele Forscher*innen zusammen, um übers Streiten zu streiten. In neun verschiedenen Vorträgen erörterten verschiedene Wissenschaftler*innen je einen Aspekt von organisationalem Streit. Es ging um professionelle Streit-Praktiken im Organisationskontext, um Mediation, um Streitereien in Institutionen und im Bereich der Sozialen Arbeit, um eine politische, demokratieverträgliche Streitkultur, Debatten um neue Normalitäten, Fairness bei Bewertungs- und Vergabeprozessen sowie die Grenzen organisationaler Bearbeitung von Polarisierungen.
„Die 24 Stunden von Hannover boten einen ganz wunderbaren Experimentierraum für den Test neuer organisationswissenschaftlicher Ideen und Argumente. Einfach klasse!“, schwärmt Prof. Dr. Stefan Jung, einer der Mitorganisatoren des Symposiums.
Organisiert wurde das Symposium von der Leibniz-Universität Hannover, der CVJM-Hochschule, der Universität Bielefeld und der WHU – Otto Beisheim School of Management.
Die 2009 gegründete, staatlich und kirchlich anerkannte CVJM-Hochschule – YMCA University of Applied Sciences – führt in Präsenz- sowie in berufsbegleitenden und onlinebasierten Teilzeit-Studiengängen in den Bereichen Theologie und Soziale Arbeit zum Bachelor of Arts und Master of Arts. Außerdem bildet die CVJM-Hochschule Erzieher*innen und Jugendreferent*innen aus. Verschiedene Weiterbildungen ergänzen das Angebot. Die CVJM-Hochschule betreibt zusätzlich vier Forschungsinstitute (Institut für Erlebnispädagogik, Institut für Missionarische Jugendarbeit, Institut empirica für Jugendkultur und Religion sowie das Evangelische Bank Institut für Ethisches Management). Zum Wintersemester 2023/2024 sind 474 Studierende immatrikuliert. Rektor der CVJM-Hochschule ist Prof. Dr. Tobias Faix. Die Studierenden leben in einer Lern- und Lebensgemeinschaft auf dem bzw. in der Nähe des Campus.
Träger der CVJM-Hochschule ist der deutschlandweite Dachverband der Christlichen Vereine Junger Menschen (CVJM/YMCA), der CVJM Deutschland. Der CVJM/YMCA ist weltweit die größte überkonfessionelle christliche Jugendorganisation, die insgesamt 40 Millionen Menschen direkt erreicht, und weitere 25 Millionen Menschen indirekt. In Deutschland hat der CVJM 310.000 Mitglieder und regelmäßige Teilnehmende. Darüber hinaus erreicht er in seinen Programmen, Aktionen und Freizeiten jedes Jahr fast eine Million junge Menschen. Schwerpunkt des CVJM in Deutschland ist die örtliche Jugendarbeit in 1.400 Vereinen, Jugendwerken und Jugenddörfern.
Ehrenamtlicher Vorsitzender des CVJM Deutschland ist Präses Steffen Waldminghaus. Hauptamtlicher Leiter ist Generalsekretär Pfarrer Hansjörg Kopp.