Alles dreht sich nur um Sex. Könnte man meinen. Sex ist omnipräsent. Und trotzdem wird gleichzeitig wenig darüber geredet. Vielleicht, weil es viele Unsicherheiten gibt, zu viele scheinbar neue Phänomene, zu viele verschiedene Begriffe, deren Bedeutung einem nicht ganz klar ist. Wahrscheinlich auch, weil das Thema mit Scham, behaftet ist, einen persönlich in seiner Identität betrifft und man sich, beginnt man darüber zu sprechen, öffnet und verletzlich zeigt. Gleichzeitig erhält der Diskurs rund um Sex und Sexualität eine neue ethische Komponente, wirft neue ethische Fragen auf und erwartet neue ethische Handlungs- und Haltungsempfehlungen.
Argumentationshilfe bei ethischen Dilemmata
Deshalb ist es wichtig, sprachfähig zu werden und eigene Haltungen und Meinungen zu hinterfragen und neu einzuordnen, wobei das Buch „Wege zur Liebe. Eine Sexualethik zum Selberdenken“ von Thorsten Dietz und Tobias Faix helfen möchte. Erschienen in der Reihe „Interdisziplinäre Studien zur Transformation“ beleuchten die Autoren nicht nur intensiv die verschiedenen Themenaspekte rund um Sexualität wie Geschlechtergerechtigkeit, Gender-Mainstreaming oder Intergeschlechtlichkeit, verschiedene Lebensformen und ihre kritische Reflexion sowie allgemeine sexualethische Grundfragen und Konflikte – wie Homosexualität, Prostitution, sexualisierte Gewalt oder biblische Sexualmoral –, sondern arbeiten auch den transformativen Charakter einer Auseinandersetzung mit ethischen Fragestellungen in diesem Kontext heraus.
In ihrer Ethik betonen die Autoren die Bedeutung der eigenen Reflexion, des Selberdenkens und zeigen Schritte auf, wie das gelingen kann. Denn Thorsten Dietz als auch Tobias Faix halten sich mit einer eigenen Beurteilung bzw. Bewertung zurück, auch wenn ihre eigene Haltung hier und da durchklingt. Stattdessen zeigen sie ethische Dilemmata – zum Beispiel beim Thema Prostitution – auf und bieten verschiedene Argumentationsstränge Für und Wider. Ebenso sollen Fragen am Ende eines jeden Kapitels beim Reflektieren helfen und dazu beitragen, eine eigene ethische Haltung zu erlangen – gerade auch was neuere theologisch-ethische Fragestellungen betrifft, wie die Sexualität im digitalen Raum.
Sexualethik als Wegweiser
Mit ihrer transformativen Ethik legen Dietz und Faix ein umfassendes Werk zu sexualethischen Debatten vor und ermöglichen es den Leser*innen zu einer klaren (christlichen) Haltung zu kommen, die von Liebe statt von Abgrenzung geprägt ist, denn so, schreiben sie: „Gott ähnlicher zu werden, gleichgestaltet mit Christus, bedeutet vor allem: ein Liebender zu werden, in der reichen Fülle, die dem Begriff der Liebe in der Bibel zu eigen ist. Die Bestimmung zur Liebe ist Wegweiser in ein beziehungsreiches Leben.“ – Wie auch immer das dann konkret ausgestaltet sein mag.
Thorsten Dietz und Tobias Faix
Transformative Ethik: Wege zu Liebe. Eine Sexualethik zum Selberdenken
Neukirchener Verlagsgesellschaft
428 Seiten, 30,00 €.
Wem es nicht reicht, sich „nur“ mit sexualethischen Fragen und Kontexten zu beschäftigen, sondern mehr wissen möchte, über das (vermeintliche) Spannungsverhältnis von Glauben und Sexualität, dem sei der Fachtag „Glaube und Sexualität“ ans Herz gelegt. Das Forschungsinstitut empirica der CVJM-Hochschule forschte mehrere Jahre genau zu diesem Thema und präsentiert am 04.10.2025 erstmalig die gewonnenen Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit. Die Autoren der Sexualethik „Wege zur Liebe“, Thorsten Dietz und Tobias Faix, werden bei dem Fachtag ebenfalls anwesend sein und mit den Teilnehmenden gerne ins Gespräch gehen.
Die 2009 gegründete, staatlich und kirchlich anerkannte CVJM-Hochschule – YMCA University of Applied Sciences – führt in Präsenz- sowie in berufsbegleitenden und onlinebasierten Teilzeit-Studiengängen in den Bereichen Theologie und Soziale Arbeit zum Bachelor of Arts und Master of Arts. Außerdem bildet die CVJM-Hochschule Erzieher*innen und Jugendreferent*innen aus. Verschiedene Weiterbildungen ergänzen das Angebot. Die CVJM-Hochschule betreibt zusätzlich vier Forschungsinstitute (Institut für Erlebnispädagogik, Institut für Missionarische Jugendarbeit, Institut empirica für Jugendkultur und Religion sowie das Evangelische Bank Institut für Ethisches Management). Zum Wintersemester 2023/2024 sind 474 Studierende immatrikuliert. Rektor der CVJM-Hochschule ist Prof. Dr. Tobias Faix. Die Studierenden leben in einer Lern- und Lebensgemeinschaft auf dem bzw. in der Nähe des Campus.
Träger der CVJM-Hochschule ist der deutschlandweite Dachverband der Christlichen Vereine Junger Menschen (CVJM/YMCA), der CVJM Deutschland. Der CVJM/YMCA ist weltweit die größte überkonfessionelle christliche Jugendorganisation, die insgesamt 40 Millionen Menschen direkt erreicht, und weitere 25 Millionen Menschen indirekt. In Deutschland hat der CVJM 310.000 Mitglieder und regelmäßige Teilnehmende. Darüber hinaus erreicht er in seinen Programmen, Aktionen und Freizeiten jedes Jahr fast eine Million junge Menschen. Schwerpunkt des CVJM in Deutschland ist die örtliche Jugendarbeit in 1.400 Vereinen, Jugendwerken und Jugenddörfern.
Ehrenamtlicher Vorsitzender des CVJM Deutschland ist Präses Steffen Waldminghaus. Hauptamtlicher Leiter ist Generalsekretär Pfarrer Hansjörg Kopp.