Als vorzeitiges Weihnachtsgeschenk war die Pressekonferenz angekündigt, die das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur (HMWK) für den Vormittag des 17. Dezember angesetzt hatte.
Neben dem Wissenschaftsminister Timon Gremmels hatten sich auf dem Podium, Prof. Dr. Beate Hofmann, Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Ulrike Scherf, stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Prof. Dr. Uwe Becker, Präsident der Evangelischen Hochschule Darmstadt sowie Prof. Dr. Tobias Faix, Rektor der CVJM-Hochschule Kassel und Hansjörg Kopp, Generalsekretär des CVJM Deutschland, eingefunden.
Stärkung von Autonomie und Potenzialen
Vor den versammelten und online zugeschalteten Journalisten und Anwesenden beider Hochschulen sowie beider Kirchen, verkündete Gremmels, dass das Kabinett am Montag einen Vertrag beschlossen habe, der den Weg für die neue Evangelische Hochschule Hessen ebnet. Er gebe der neuen Hochschule die notwendige finanzielle Sicherheit, erhöhe die Autonomie der Hochschule und schöpfe Potenziale in Lehre und Forschung aus. Kernelemente für die Entscheidung der Zusammenführung der bestehenden beiden hessischen Hochschulen seien laut Gremmels vor allem die Erhöhung der Autonomie in Forschung, Wissenschaft und Lehre gewesen, wie es auch im Koalitionsvertrag schon angekündigt gewesen sei. Zugleich wollen man das Studienangebot ausbauen, eine Gleichstellung mit anderen Hochschulen ermöglichen und durch den Wegzug der CVJM-Hochschule aus Kassel nach Schwalmstadt-Treysa den ländlichen Raum als Bildungsort stärken und ausbauen. Die neue Evangelische Hochschule erhält zudem das eingeschränkte Promotionsrecht.
Trägerschaft mit CVJM: Zeichen für Miteinander und Verantwortungsbewusstsein
Beate Hofmann ergänzte, dass mit der EHH etwas ganz Neues in der Bildungslandschaft entstehe: „Es gibt in Deutschland etliche Hochschulen, die von Kirchen getragen werden, aber es ist zum ersten Mal der Fall, dass auch ein großer christlicher Jugendverband – der CVJM Deutschland – eine Hochschule mitträgt. Der evangelische Beitrag zu Forschung, Wissenschaft, Bildung und Ausbildung wird hier gewürdigt.“ Auch Ulrike Scherf von der EKHN betonte, die Bedeutung der Trägerschaft durch die beiden Kirchen und den CVJM: „Ich freue mich, dass wir das gemeinsam geschafft haben und zusammen mit dem CVJM die Trägerschaft übernehmen. Es ist ein Zeichen für das Miteinander in der Kirche, aber auch ein Zeichen für die Verantwortung, die wir in der Gesellschaft übernehmen.“ Die Trägervielfalt stelle dabei sicher, dass die Grundwerte berücksichtigt würden und man kulturoffen wie auch religions- und vielfaltssensibel der Evangelischen Hochschule Hessen zu mehr Verantwortung und Autonomie verhelfe: „Wir alle gewinnen und erschöpfen für die Gesellschaft einen großen Mehrwert!“
Verlust für Kassel, Gewinn für den ländlichen Raum
„Der Wegzug der CVJM-Hochschule ist ein Verlust für Kassel, aber Treysa kann auch gerade für junge Leute ein echter Gamechanger sein und ich freue mich schon sehr auf meinen Antrittsbesuch“, schloss Wissenschaftsminister Timon Gremmels und gab damit den Raum frei für Rückfragen, die sich vor allem auf die Standorte bezogen (Umzug der CVJM-Hochschule von Kassel nach Schwalmstadt-Treysa wird für 2027 angepeilt, sodass der Betrieb der EHH zum Wintersemester 2027/2028 in kernsanierten und teils neu gebauten Gebäuden aufgenommen werden kann), welche Auswirkungen die Gründung der EHH auf die Studierendenzahlen haben werden und wie die Distanz von 150km zwischen beiden Hochschulstandorten zukünftig überbrückt werden soll. Wie es mit den bisherigen Gebäuden der CVJM-Hochschule weitergehen werde, ließ Hansjörg Kopp noch offen. Man arbeite an einem Konzept, wolle aber erst einmal einen ruhigen Umzug ermöglichen.
Die Pressemitteilung des HMWK dazu findet sich hier.
Berichterstattungen zu der Pressekonferenz finden sich unter anderem online in folgenden Medien - und in vielen hessischen Print-Ausgaben:
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Darmstädter Echo, Jesus.de, idea.de und pro-medienmagazin.
Die 2009 gegründete, staatlich und kirchlich anerkannte CVJM-Hochschule – YMCA University of Applied Sciences – führt in Präsenz- sowie in berufsbegleitenden und onlinebasierten Teilzeit-Studiengängen in den Bereichen Theologie und Soziale Arbeit zum Bachelor of Arts und Master of Arts. Außerdem bildet die CVJM-Hochschule Erzieher*innen und Jugendreferent*innen aus. Verschiedene Weiterbildungen ergänzen das Angebot. Die CVJM-Hochschule betreibt zusätzlich vier Forschungsinstitute (Institut für Erlebnispädagogik, Institut für Missionarische Jugendarbeit, Institut empirica für Jugendkultur und Religion sowie das Evangelische Bank Institut für Ethisches Management). Zum Wintersemester 2023/2024 sind 474 Studierende immatrikuliert. Rektor der CVJM-Hochschule ist Prof. Dr. Tobias Faix. Die Studierenden leben in einer Lern- und Lebensgemeinschaft auf dem bzw. in der Nähe des Campus.
Träger der CVJM-Hochschule ist der deutschlandweite Dachverband der Christlichen Vereine Junger Menschen (CVJM/YMCA), der CVJM Deutschland. Der CVJM/YMCA ist weltweit die größte überkonfessionelle christliche Jugendorganisation, die insgesamt 40 Millionen Menschen direkt erreicht, und weitere 25 Millionen Menschen indirekt. In Deutschland hat der CVJM 310.000 Mitglieder und regelmäßige Teilnehmende. Darüber hinaus erreicht er in seinen Programmen, Aktionen und Freizeiten jedes Jahr fast eine Million junge Menschen. Schwerpunkt des CVJM in Deutschland ist die örtliche Jugendarbeit in 1.400 Vereinen, Jugendwerken und Jugenddörfern.
Ehrenamtlicher Vorsitzender des CVJM Deutschland ist Präses Steffen Waldminghaus. Hauptamtlicher Leiter ist Generalsekretär Pfarrer Hansjörg Kopp.