Spielerisches Lernen der Schulkinder

Blumen in der Wüste von Kauma

Studentin Veronika Sufuentes berichtet über ihre Praktikumserfahrungen im Ausland und inwiefern dieses Erleben relevant für ihr Studium war.

Die Nachrichten über die Fluchtbewegungen von 2015 bewegten mich, so sehr, dass ich ein Studium der Sozialen Arbeit an der CVJM-Hochschule begann. Auch bei der Wahl meines Praktikumsplatzes spielte dieses Thema die entscheidende Rolle. Bei Jesuit Refugee Service wollte ich mehr über die einzelnen Etappen erfahren, denen sich Menschen auf der Flucht ausgesetzt sehen und ihnen auf ihrem Weg begegnen. Das Gesehene, Erlebte und Gelernte möchte ich im Rahmen meiner zukünftigen Tätigkeit als Sozialarbeiterin einsetzen, um Geflüchtete in Deutschland zu begleiten und zum Gelingen der Integration beizutragen.

Mein Praktikum führte mich nach Kakuma. Kakuma, was in Kiswahili „Nirgendwo“ bedeutet, ist eines der größten Flüchtlingslager der Welt, gelegen im Norden Kenias. Hier, im „Nirgendwo“, sind tausende Geflüchtete aus dem Südsudan, dem Sudan, dem Kongo und Somalia angekommen. Kakuma ist eine Wüste, eine Wüste, in der die Hoffnung allzu oft versiegt.

Erste Station: Grundschule

Als Praktikantin arbeitete ich im integrativen Bildungsprogramm, das sieben Sekundarschulen, fünf Grundschulen und einen häuslichen Rehabilitationsdienst für Kinder und Jugendliche mit geistigen Behinderungen umfasst. Zu Beginn war ich in der Grundschule tätig, wo ich psychosoziale und Freizeitaktivitäten mit den Kindern organisierte. Die erste Herausforderung war die Frage, welche Aktivitäten überhaupt möglich waren – mit absolut nichts. Kein Papier, kein Bleistift, keine Ressourcen. Wenn wir über Emotionen sprachen und ich fragte: „Was macht dich glücklich?“, antworteten die Kinder: „Wenn ich Milch bekomme.“ Auf die Frage „Was macht dich traurig?“ lautete die Antwort: „Hunger zu haben.“ Jeden Tag gab es für sie Reis – mal mit Bohnen, mal nur Reis. Das war alles, was sie bis zum nächsten Tag zu essen hatten.

Die Lehrenden der Schule sind ebenfalls Geflüchtete, manche von ihnen mit Behinderung. Ihr Engagement und ihre Hingabe haben mich nachdrücklich in Erstaunen versetzt. Manchmal arbeiten sie jahrelang, ohne bezahlt zu werden, und wenn sie bezahlt werden, ist die Bezahlung sehr gering. Aber sie lieben ihre Arbeit, suchen nach kreativen didaktischen Methoden ohne Hilfsmittel und bereiten sich mit Hingabe auf den Unterricht vor, um jeden Tag bessere Lehrerinnen und Lehrer zu werden.

Zweite Station: Besuchsdienst

Nach einem Monat in den Schulen begann ich, in die einzelnen Gemeinden des Lagers zu gehen, um die Kinder zu besuchen, die zu schwer behindert waren, um zur Schule zu gehen. Gemeinsam mit Therapeutinnen und Therapeuten, die ebenfalls selbst geflüchtet sind, machten wir uns auf den Weg. Dort, in den verstecktesten Teilen des Flüchtlingslagers und den dunkelsten Ecken der Baracken, leben die „Vergessensten der Vergessenen“: Kinder mit geistigen Behinderungen, meist mit zerebralen Lähmungen, stark unterernährt und immer wieder krank an Malaria, Lungenentzündung oder anderen Infektionen.

Jeden Abend kehrte ich niedergeschlagen in meine Unterkunft zurück und sehnte mich danach, nach Hause zu gehen. Jeden Morgen musste ich neu meine Kräfte sammeln, tief durchatmen und mich auf den Tag vorbereiten. Aber die Kinder hatten Namen, und ihre Geschichten begannen sich mit meiner zu verflechten. Gemeinsam mit den Familien, den Therapeutinnen und Therapeuten und einigen engagierten Ärztinnen und Ärzten suchten wir also nach Möglichkeiten, die Kinder am Leben zu erhalten. Und sie leben. Diese Lebenskraft, die die Menschen in Kakuma am Leben hält, und die seltene, aber vorhandene Hingabe einiger weniger sind für mich die seltenen und exquisiten Blumen, die in dieser Wüste wachsen, und ein Beispiel für Schönheit inmitten der Trostlosigkeit.

Veronika Sufuentes, SABA21


Die 2009 gegründete, staatlich und kirchlich anerkannte CVJM-Hochschule – YMCA University of Applied Sciences – führt in Präsenz- sowie in berufsbegleitenden und onlinebasierten Teilzeit-Studiengängen in den Bereichen Theologie und Soziale Arbeit zum Bachelor of Arts und Master of Arts. Außerdem bildet die CVJM-Hochschule Erzieher*innen und Jugendreferent*innen aus. Verschiedene Weiterbildungen ergänzen das Angebot. Die CVJM-Hochschule betreibt zusätzlich vier Forschungsinstitute (Institut für Erlebnispädagogik, Institut für Missionarische Jugendarbeit, Institut empirica für Jugendkultur und Religion sowie das Evangelische Bank Institut für Ethisches Management). Zum Wintersemester 2023/2024 sind 474 Studierende immatrikuliert. Rektor der CVJM-Hochschule ist Prof. Dr. Tobias Faix. Die Studierenden leben in einer Lern- und Lebensgemeinschaft auf dem bzw. in der Nähe des Campus.

Träger der CVJM-Hochschule ist der deutschlandweite Dachverband der Christlichen Vereine Junger Menschen (CVJM/YMCA), der CVJM Deutschland. Der CVJM/YMCA ist weltweit die größte überkonfessionelle christliche Jugendorganisation, die insgesamt 40 Millionen Menschen direkt erreicht, und weitere 25 Millionen Menschen indirekt. In Deutschland hat der CVJM 310.000 Mitglieder und regelmäßige Teilnehmende. Darüber hinaus erreicht er in seinen Programmen, Aktionen und Freizeiten jedes Jahr fast eine Million junge Menschen. Schwerpunkt des CVJM in Deutschland ist die örtliche Jugendarbeit in 1.400 Vereinen, Jugendwerken und Jugenddörfern.

Ehrenamtlicher Vorsitzender des CVJM Deutschland ist Präses Steffen Waldminghaus. Hauptamtlicher Leiter ist Generalsekretär Pfarrer Hansjörg Kopp.

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